Sonntag, 20. Januar 2008

Ein wenig Luxus

Die Berliner Künstlerin Miriam Kilali macht aus tristen Obdachlosenheimen lebenswerte Orte für Menschen, die es nicht leicht haben im Leben.

kilali2 Auch hierzulande klafft die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander. Einem kleinen Häuflein von immer reicher werdenden Menschen steht eine stetig wachsende Gruppe von Abgehängten, Perspektiv- und im schlimmsten Falle gar Obdachlosen gegenüber. Obdachlosigkeit steht dabei am Ende der Abwärtsspirale. Wer einmal auf der Straße gelandet ist, hat große Probleme, jemals wieder in die “normale” Gesellschaft zurückzukehren. In dem von Armut, Krankheit und nicht selten von Gewalt und Drogenmissbrauch bestimmten Leben eines Wohnungslosen gibt es nicht viele Lichtblicke.
Aber gerade kleine Lichtblicke sind es, die den Menschen, die fast alles im Leben verloren haben, ein wenig Hoffnung, Mut und Würde zurückgeben, meint die 42-Jährige Berlinerin Miriam Kilali. Sie ist nicht etwa Sozialarbeiterin oder eine altruistische Wohltäterin, sondern Konzeptkünstlerin.

“Reichtum” - gemeint ist der Reichtum, den einem das Leben zu bieten hat und nicht etwa finanzieller Reichtum - heißt das von ihr ins Leben gerufene Projekt, das es sich zum Ziel gesetzt hat, aus tristen, funktionalen Obdachlosenheimen lebenswerte, gemütliche Unterkünfte für Wohnungslose zu machen. Den Anfang machte das “Hotel Marfino” im Norden Moskaus. Zusammen mit den obdachlosen Bewohnern gestaltete Miriam Kilali ein heruntergekommenes Haus zum bis dato schönsten Obdachlosenheim der Welt um. Freundliche Farben, schöne Möbel, von den Bewohnern ausgewählte Bilder und eine gute Suppenküche verwandelten den einst trostlosen Ort in eine “Anlaufstelle und einen Zufluchtsort, der Obdachlosen ein Gefühl von Würde und Respekt vermittelt und ihnen die Beklemmung von Armut nimmt”, wie Kilali auf ihrer Homepage schreibt.

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Angespornt vom großen Erfolg des Moskauer Projekts will Kilali nun ähnliche Unterkünfte in Großstädten auf der ganzen Welt aufbauen. Die ausschließlich aus Spenden finanzierten Arbeiten am Projekt “Reichtum 2”, dem Berliner “Haus Schönweide” stehen kurz vor dem Abschluss. In der unter der Trägerschaft der Diakonie stehenden Unterkunft leben 21 alkoholkranke und körperbehinderte Männer, denen es bald in einer schönen Umgebung leichter fallen soll, sich von ihren Schicksalsschlägen zu erholen und zumindest ein wenig Lebensfreude zu schöpfen.

Was das Alles mit Kunst zu tun hat? Nun, Kunst erhebt seit jeher den Anspruch, ein Spiegel der Gesellschaft zu sein. Sie soll Ungerechtigkeiten aufdecken und Missstände anprangern. “Ein Künstler soll dort “Au Weh!” schreien, wo andere schon mundtot gemacht worden sind”, schrieb der im letzten Jahr verstorbene österreichische Liedermacher Georg Danzer, der sich ebenfalls für Obdachlose engagierte. In diesem Sinne ist Miriam Kilalis “Reichtum”-Projekt Kunst, die Theorie und Praxis auf beste Art und Weise miteinander verbindet.

Bilder: www.miriamkilali.com

* HIER gibt es mehr Informationen zur Künstlerin und weitere Bilder.

Samstag, 19. Januar 2008

Kid Harpoon weckt hohe Erwartungen

In den vergangenen beiden Jahren beglückte uns England mit einigen beachtlichen jungen Songwritern: Jamie T, Jack Penate, Get Cape. Wear Cape. Fly - um nur die Bekanntesten zu nennen.
Nahtlos in diese illustre Riege reiht sich der Londoner Kid Harpoon ein, der bereits im Vorprogramm von eben jenem Jamie T und den Kooks auftrat und dessen erste EP mit dem Titel “The First EP” (Young Turks) seit gut zwei Wochen in den Plattenläden steht. Am 18. Februar folgt “The Second EP, im April soll das Debütalbum erscheinen, auf das man sich schon jetzt freuen darf. “The First EP” mit seinen sechs Songs weckt auf jeden Fall große Erwartungen. Schon der überschwängliche, mit Streichern und Bläsern opulent instrumentierte Opener “Milkmaid” ist ein famoses Stück Musik, das mit seinem beschwingten Vaudeville-Sound an Duke Special erinnert. “57” ist beinahe ebenso wundervoll - eine rasante, schelmische Pub-Folk-Nummer. Seine ganze Vielseitigkeit stellt Multiinstrumentalist Kid Harpoon auf “Aeroplanes & Neon Lights” - dem einzigen Stück, auf dem auch einige zaghafte elektronische Klänge zu hören sind - unter Beweis. Spärlicher instrumentiert, aber nicht weniger hörenswert sind die restlichen drei Songs der EP, die vor allem von Akustikgitarren und Kid Harpoons fabelhafter Stimme dominiert werden. Besonders schön ist dabei “The Water”, dessen Melodie Erinnerungen an Cat Stevens “Here Comes My Baby” weckt.
Eine EP also, die Lust auf mehr macht. Hält das Album nur annähernd das, was “The First EP” verspricht, dürfte uns im Frühjahr wohl eines der besten Alben des dann immer noch jungen Jahres 2008 erwarten.

Freitag, 18. Januar 2008

Wasserfälle im Häusergebirge

Manhattan gleicht mit seinen zerklüfteten Wolkenkratzern und fliehenden Straßenschluchten einem von Menschenhand geschaffenen Gebirge. Da liegt es fast auf der Hand, in diese "Gebirgslandschaft" noch ein paar Wasserfälle einzubauen. "The New York Waterfalls" heißt eine Installation des in Berlin lebenden Künstlers Olafur Eliasson, die von Mitte Juli bis Mitte Oktober zu sehen sein wird.
Für sein eindrucksvolles Projekt wird Eliasson im East River vier an die 40 Meter hohe Gerüste aufbauen, von denen sich hochgepumptes Flusswasser in die Tiefe stürzen wird.
Zeitgleich zeigt das Museum of Modern Art die Eliasson-Retrospektive "Take Your Time".

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Foto: Reuters

Wenn das alles mal kein Grund ist, diesen Sommer nach New York zu reisen!

Donnerstag, 17. Januar 2008

Die große Liebe zur Musik

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Ab heute endlich auch bei uns in den Kinos: John Carneys großartiger Musikfilm "Once".
In dem auf Festivals vielfach preisgekrönten Film geht es um die Liebesgeschichte zwischen einem Dubliner Straßenmusiker (gespielt von Glen Hansard, Frontmann der Band The Frames) und einer tschechischen Pianistin (Markéta Irglová). Natürlich dreht sich die kleine Low-Budget-Produktion von Regisseur John Carney (ebenfalls Mitglied bei The Frames) in Wahrheit vor allem um die große Liebe zur Musik.

"Dieser Film hat mir genügend Inspiration geschenkt, um damit durchs ganze Jahr zu kommen", meinte Steven Spielberg zur USA Today.
Auch Bob Dylan war von "Once" mehr als begeistert: Er engagierte Glen Hansard und Markéta Irglová kurzerhand für das Vorprogramm seiner letztjährigen Tour.

Mehr Lob kann ein Film eigentlich gar nicht bekommen.

ONCE, Irland 2006 - Regie & Buch: John Carney; Darsteller: Glen Hansard, Markéta Irglova, Hugh Walsh, Gerry Hendrick.

***

Ebenfalls ab heute in den Kinos und bestimmt ähnlich sehenswert: "Drachenläufer", Marc Forsters Verfilmung von Khaled Hosseinis Bestseller.

DRACHENLÄUFER, USA 2007 - Regie: Marc Forster; Buch: David Benioff; Darsteller: Khalid Abdalla, Homayoun Ershadi, Zekiria Ebrahimi.

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