Musik

Montag, 21. April 2008

Atomic: "Coming Up From the Streets"

atomic Geographisch gesehen liegen zwischen Manchester und Furth im Wald schon einige Kilometer. Die relativ große Entfernung zu den britischen Inseln hat die Band Atomic allerdings noch nie gekümmert - schon ihre erste EP "The Big Issue" im Jahr 2002 wurde vom NME besprochen und für gut befunden. In den Jahren danach folgten unter anderem Support-Shows für so namhafte britische Künstler wie Paul Weller, Kula Shaker und die Babyshambles.

Auch auf ihrem zweiten Album "Coming Up From the Streets", dem Nachfolger von "Wonderland Boulevard" (2005) tun die beiden Zwillingsbrüder Thomas und Rainer Marschel so, als hätten sie in ihrer Kindheit zusammen mit den Gallagher-Brüdern im Sandkasten gespielt. Die musikalische Nähe zu Oasis ist in beinahe jedem der elf Songs des neuen Albums zu hören - angefangen vom Gesang der Marschel-Brüder bis hin zu den eingängigen Refrains und den mehrstimmigen Background-Vocals.

Arg viel Neues hat "Coming Up From the Streets" nicht unbedingt zu bieten, aber trotzdem macht das Album großen Spaß. Schon beim ersten Hören klingt die Platte so, als würde man sie bereits seit Jahren kennen und mögen. Griffige Melodien, teilweise beinahe hymnische Refrains, Handclaps und gelegentliche Bläser-Sätze ("The Good Souls") - bei Atomic findet sich all das, was guten Britrock ausmacht. Zwar sind nicht alle Stücke so sehr gelungen wie das grandiose, mitreißende "Face In Heaven" oder das schöne "(It Is You) To Make It Happen", und hin und wieder schleichen sich sogar ein paar Längen ein, aber insgesamt ist "Coming Up From The Streets" ein überaus hörenswertes Album.

Dank Atomic sind sich Furth im Wald und Manchester schon wieder ein Stück näher gekommen.

Atomic: "Coming Up From the Streets" (Dandyland; VÖ: 18. April 2008).

Samstag, 12. April 2008

Ja, Panik: "The Taste and the Money"

taste Fußball-Fans aus Österreich blicken gelegentlich etwas neidisch nach Deutschland. Selbst hoffnungslose Optimisten dürften nicht unbedingt ernsthaft an eine Wiederholung des Wunders von Cordoba bei der EM in diesem Sommer glauben. Trotzdem müssen sich unsere österreichischen Freunde nicht grämen. Auch wenn es mit den Erfolgen im Fußball nicht so recht klappen mag - in Sachen Indie-Rock ist die Alpenrepublik derzeit stark auf der Überholspur. Verantwortlich dafür ist "The Taste and the Money", das zweite Album des Quintetts Ja, Panik aus dem Burgenland, das nach langer Wartezeit nun endlich auch hierzulande erscheint.

Die Band um den charmant-rotzigen Frontmann Andreas Spechtl hat mit ihrem Zweitwerk eine unheimlich kurzweilige, abwechslungsreiche und energiegeladene Platte hingelegt. Zwölf Songs in knapp 40 Minuten - davon keine einzige Sekunde langweilig. Scheinbar beiläufig mit sich gelegentlich überschlagender Stimme dahingeworfene Texte über den Morgen nach einer durchzechten Nacht und andere Widrigkeiten des Lebens - dabei keine Spur von nerviger Gefühlsduselei. Temporeicher Post-Punk, ungestümer Indie-Pop, Ukulelen, mehrstimmige Background-Chöre, Fingerschnippen - am Ende gipfelt das alles in "Wien, du bist ein Taschenmesser", einer famosen, mit Rock´n´Roll-Gitarren und hübschen Piano-Läufen verfeinerten Hassliebe-Hymne auf die österreichische Hauptstadt: "Etwas hat sich eingebrannt / Es ist die Stadt der Menschenfresser / Oh Wien, du bist ein Taschenmesser".

"Geht´s ein bisschen lässiger / Geht´s ein bisschen cooler", fragt Andreas Spechtl im schönen akustischen Song "Mein Lieber", in dem auch die oben erwähnte Ukulele und das Fingerschnippen Verwendung finden. Wahrscheinlich ahnt er die Antwort auf diese Frage längst selbst, aber trotzdem: Nein, viel lässiger und viel cooler als bei Ja, Panik geht´s wirklich kaum noch.

Im musikalischen Ländervergleich zwischen Österreich und Deutschland ist Ja, Panik mit "The Taste and the Money" das Tor zum 1:0 gelungen - und zwar per Fallrückzieher. Wen kümmert da noch die Fußball-EM?

Ja, Panik: "The Taste and the Money" (Schoenwetter Schallplatten; VÖ: 11.04.2008).

Dienstag, 8. April 2008

Neues von R.E.M.

Seit einiger Zeit steht "Accelerate", das neue Album von R.E.M. in den Plattenläden.

Zu diesem Anlass muss an dieser Stelle einmal auf folgende zwei Punkte hingewiesen werden:

1) R.E.M. haben in ihrer mittlerweile schier unendlich langen Karriere einige herausragende Alben abgeliefert. Schade nur, dass einige ihrer Songs wie "Losing My Religion" oder "Everybody Hurts" über die Jahre vom Formatradio so oft gespielt wurden, dass man sie mittlerweile gar nicht mehr hören mag. Das haben diese großartigen Stücke nicht verdient.

2) Auch heute noch gehören R.E.M. zu den besseren Bands. Glücklicherweise hat Michael Stipe rechtzeitig noch die Kurve gekriegt. Anfang des neuen Jahrtausends drohte er nämlich, zu einer Art zweitem Bono zu werden. Seitdem sich Stipe wieder vornehmlich auf die Musik besinnt, ist (fast) alles wieder gut.


rem


Zum Weiterlesen:

>>> JÖRG TRESP ÜBER "ACCELERATE"

>>> INTERVIEW MIT MICHAEL STIPE

Samstag, 5. April 2008

Neues Kettcar-Album am 18.4.

"Sylt" erscheint in knapp zwei Wochen und nicht nur ich befürchte, dass das nicht allzu toll ausfallen wird. Die erste Single "Graceland" zumindest macht nicht unbedingt Lust auf die Platte.

Auch das schöne Fanzine "Alles ist Pop" blickt mit Sorge in die Zukunft.

>>> ZUM ARTIKEL

Dienstag, 1. April 2008

Baby Dee: "Safe Inside the Day"

babydee Als Newcomerin darf man Baby Dee keinesfalls bezeichnen, auch wenn “Safe Inside the Day” (übrigens bereits das dritte Album der New Yorkerin) die erste ganz große Veröffentlichung der mittlerweile 55-jährigen Musikerin ist. Immerhin blickt die 1953 in Cleveland als Mann geborene Baby Dee auf ein bewegtes Leben zurück: Sie arbeitete als Holzfällerin, reiste mit einem Zirkus durch die Vereinigten Staaten, leitete lange Jahre einen Chor und verdingte sich zuletzt als Straßenmusikerin in New York. Zu diesem Zwecke montierte sie kurzerhand eine Harfe auf ein überdimensionales Dreirad und machte so die Straßen von Manhattan unsicher. Irgendwann zwischen diesen illustren Tätigkeiten fand Baby Dee überdies Zeit, zwei Alben aufzunehmen, bei denen es sich allerdings eher um Privatprojekte handelte, wie sie jüngst in einem Interview erklärte.

Für „Safe Inside the Day“ – das erste „richtige“ Album – holte sich Baby Dee die Unterstützung von so illustren Kollegen wie Will Oldham, Matt Sweeney, Andrew WK und John Contreras. Eine All-Star-Band also, wenn man so will. Trotzdem stehen bei allen Songs die großartige Stimme und das Piano von Baby Dee im Vordergrund. Musikalisch ist die Platte so beeindruckend wie außergewöhnlich. Die Stücke, die sich irgendwo zwischen Vaudeville, Kammer-Pop, Folk und Musik-Kabarett bewegen, wirken, als kämen sie aus einer längst vergangenen Zeit. Trotzdem ist das alles keineswegs altbacken, sondern einfach zeitlos schön.

„Safe Inside the Day“ ist ein zauberhaftes, manchmal verschrobenes, aber immer zutiefst berührendes Album. Ein echtes Meisterwerk. Zuletzt ist Antony & The Johnsons mit „I Am A Bird Now“ im Jahr 2005 eine ähnlich großartige Platte gelungen.

Baby Dee: "Safe Inside the Day" (Drag City; VÖ: 8. Februar 2008).

Samstag, 15. März 2008

Phil Vetter: "Sad Man Walking"

21SzGBaKZfL Der Münchner Singer/Songwriter Phil Vetter hat Applaus verdient: Wenn ein Musiker sein Ding durchzieht, ohne sich um den herrschenden Zeitgeist oder um kurzlebige Moden zu kümmern, dann ist das höchst lobenswert. Schon auf seinem ersten Solo-Album „Say Goodbye To The Moment“ überzeugte Phil Vetter mit seiner unverwechselbaren Stimme und einer eigenwilligen Interpretation klassischer Singer/Songwriter-Musik.

“Sad Man Walking“ knüpft beinahe nahtlos an seinen Vorgänger an und bietet wieder entspannten und melancholischen, über weite Strecken aber auch recht unspektakulären Songwriter-Pop. Der furiose Beginn der Platte mit den beiden großartigen Songs „Touch Of Your Hand“ und „Sophie“ weckt große Erwartungen auf das, was da noch kommen mag, aber in der Folge verliert sich Phil Vetter leider ein wenig in gepflegter Langeweile mit leichten Jazz-Anleihen. Kurz bevor der Zuhörer sanft ins Reich der Träume entschlummert, bekommt der Münchner mit dem beschwingten, humorvollen „Porcelain Shop“ zum Glück noch die Kurve. Gleich danach folgt mit „Wide Open“, einer großen Ballade mit Mundharmonika und Streichern, der wohl beste Song der Platte. Auch diesmal gelingt es Phil Vetter nicht, das hohe Niveau zu halten. Resultat ist wieder eine Phase mit Nummer-Sicher-Songs, die zwar nicht schlecht, aber eben auch nicht weiter bemerkenswert sind. Für etwas Versöhnung sorgt dann der abschließende, akustische Titeltrack, der ein wenig an den frühen Bob Dylan erinnert.

Insgesamt ist „Sad Man Walking“ ein Album mit Höhen und Tiefen, wobei klar darauf hingewiesen sei, dass die Höhen dominieren und sich auch die Tiefen auf einem musikalisch hohen Niveau bewegen. Trotzdem bleibt am Ende das etwas ernüchternde Gefühl zurück, dass Phil Vetter wie auch schon vor knapp anderthalb Jahren auf seinem Debüt „Say Goodbye To The Moment“ hier unter seinen eigentlichen Möglichkeiten geblieben ist.

Phil Vetter: "Sad Man Walking" (Skycap, VÖ: 14.03.2008).

Samstag, 8. März 2008

The Horror The Horror: "Wired Boy Child"

48689f8efd The Horror The Horror muss man einfach gerne haben. Die fünf wuschelhaarigen, teilweise bärtigen Schweden sind so grundsympathisch, dass man sie am liebsten zu sich nach Hause einladen und ihnen dort heiße Schokolade mit Sahne und selbstgebackene Kekse servieren möchte. Noch dazu veröffentlicht das Quintett seine Platten hierzulande beim nicht minder liebenswerten, äußerst geschmackssicheren Label Tapete Records, was der Band gleich noch ein paar weitere Sympathiepunkte einbringt.

Wenn solch eine potentielle Lieblingsband dann ein neues Album herausbringt, mischt sich die Vorfreude immer ein wenig mit Besorgnis. Was ist, wenn die Platte schlecht ist? Muss man die Band dann konsequenterweise weniger gerne mögen? Fragen, die sich niemand gerne stellt - und die sich im Falle von "Wired Boy Child" auch niemand stellen muss. Das zweite Album von The Horror The Horror kann dem großartigen selbstbetitelten Debüt aus dem Jahr 2006 zwar nicht das Wasser reichen, überzeugt aber trotzdem. Der melodiöse Gitarrenpop der Schweden ist nicht mehr ganz so unbekümmert und sonnig wie früher, sondern ein wenig sperriger und hier und da sogar recht melancholisch. Dementsprechend schwerer erhält man - im Gegensatz zum sofort ins Ohr gehenden Vorgänger - Zugang zu den Songs auf "Wired Boy Child", weshalb sich beim ersten Hören mitunter ein wenig Ernüchterung einstellt.

Bei mehrmaligem Anhören werden die elf Stücke, bei denen der wummernde Bass von Patric Thorngren und der charismatische Gesang von Joel Lindström einen zentralen Platz einnehmen, immer eingängiger, immer hörenswerter und wachsen - wie das grandiose "It Was Everything, Everything!" oder das etwas ruhigere "Some Napalm Burning" - teilweise sogar über sich hinaus. Die anfängliche Ernüchterung ist bereits beim zweiten Hördurchgang komplett verschwunden.

Mit "Wired Boy Child" ist The Horror The Horror ein gutes Album gelungen, das die hohen Erwartungen, die sie mit "The Horror The Horror" geweckt hatten, problemlos erfüllt. Die heiße Schokolade und die Kekse hätten sich die fünf Schweden mit ihrer neuen Platte also durchaus verdient.

The Horror The Horror: "Wired Boy Child" (Tapete Records; VÖ: 7.3.2008).

Live:
28.03. Hannover - Faust
29.03. Leipzig - Ilses Erika
30.03. Düsseldorf - Pretty Vacant
31.03. Aachen - Raststätte
01.04. Frankfurt - Das Bett
02.04. Halle - Objekt 5
03.04. Bayreuth - Glashaus
04.04. Berlin - Roter Salon
05.04. Hamburg - Knust (Frühshow)
25.04. Erlangen - E-Werk
26.04. Stuttgart - Schocken
27.04. A-Dornbirn - Conrad Sohm
28.04. A-Wien - WUK
29.04. A-Innsbruck - Weekender
30.04. A-Salzburg - Arge
01.05. A-Klagenfurt - Volxhaus
02.05. A-Timelkam - Mosquito Musikclub
03.05. München - Atomic Cafe
25.07. Großefehn - Omas Teich Festival

Freitag, 8. Februar 2008

Der Frühling kann kommen...

...denn dieses Album liefert schon den perfekten Soundtrack dazu.

nada

Großartig!

Sonntag, 27. Januar 2008

Poni Hoax covern Dylan

Gestern lief auf arte zum ersten Mal die fabelhafte französische Musiksendung "One Shot Not", die Musiker unterschiedlichster Stilrichtungen zusammen auf eine Bühne bringt. In der ersten Folge taten sich der US-Songwriter Calvin Russell und die Pariser Elektro-Rocker Poni Hoax zusammen und präsentierten eine grandiose Version des Dylan-Klassikers "All Along the Watchtower".

Wer die Sendung gestern verpasst hat, kann sie sich am 29. Januar um 1.45 Uhr auf arte oder bis zum 1. Februar HIER noch einmal ansehen.

Sportfreunde Stiller sind laut gegen Nazis

Am Freitag gaben die Sportfreunde Stiller auf dem Münchner Odeonsplatz im Rahmen der von ihnen unterstützten Initiative "Laut gegen Nazis" ein Konzert.
Hut ab, dass gerade in Zeiten, in denen vor allem ausländische Jungkriminelle im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung stehen, ein Zeichen gegen Rechts gesetzt wird!

sportfreunde_stiller_08

Großartige Bilder vom Konzert findet ihr HIER.

Und nicht vergessen, liebe Hessen: Heute ist bei euch Landtagswahl. Bitte macht das Kreuz an der richtigen Stelle (also nicht bei Roland Koch)!

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